Der Film spürt entlang der Brunnenstraße dem ostwestlichen Lebensgefühl zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall nach.
Die Brunnenstraße, der Ku'damm des Nordens, verband zur Kaiserzeit das Stadtzentrum mit den nördlichen Vororten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie lange Jahre durch die Mauer unterbrochen und geprägt.
Wie kaum eine andere Berliner Straße versinnbildlicht die Brunnenstraße die Teilung der Stadt. An der Bernauer Straße ist der einstige Grenzstreifen nach zwei Jahrzehnten immer noch erkennbar: Von Gras, Wildblumen und Mauerresten überwuchert, zeigen sich die Narben im Stadtbild.
Maria Nooke, Mitarbeiterin in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der gleichen Straße, hat ein Buch über eine verhinderte Flucht geschrieben: "Der verratene Tunnel". Die Geschichte beginnt in der Brunnenstraße und endet tragisch. Heute kann man immer wieder Touristen beobachten, die verzweifelt nach den Resten der monströsen Grenzanlage suchen.
Ein bisschen Grün, ein bisschen Brache - da sollen sich die Systeme geteilt haben? Die Straße selbst wechselt ständig ihr Gesicht, an einer Ecke hipp, anderswo ein Hauch Provinz, schrill und idyllisch zugleich. Eine Allerweltsgegend ist die Zeile zwischen Rosenthaler Platz und Gesundbrunnen/Humboldthain jedenfalls nicht.
Und die Bewohner? Wechselten sie nach dem Fall der Mauer die Seiten oder blieb jeder in seinem Kiez? Gingen sie wie die Wirtin des "Wonneproppen" von West nach Ost oder wie der alte Herr Richter, Sohn des stadtbekannten Kohlehändlers, von Ost nach West? Wo trifft sich die Welt auf diesen paar Quadratmetern Deutschland?
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